Weinreise 2019: Goedwinemakers, die Holländer unter den Steirern.

Goedwinemakers: Das leise Weingut

Pünktlich um 14:45 brachte uns unser netter Taxler zu den Goedwinemakers, einem interessanten Projekt-Weingut. Ein holländischer Unternehmer und ein Salzburger Diplom-Sommelier hatten sich in Lech kennen gelernt, wurden an der Hotelbar zu (Wein-)Freunden und suchten gemeinsam nach einem Weingut. Sie fanden es in der Südsteiermark. Mittlerweile hat der Sohn des Barkeepers, ein ehemaliger Schispringer, übernommen und führt das Weingut nach diversen Umschulungen, beispielsweise auch über die Weinakademie.

Mit einem jungen Kellermeister gehen sie sehr fokussiert und leidenschaftlich ihrem Traum vom guten Wein nach und produzieren ihre Weine mittlerweile nach biologischen Richtlinien, mit viel Konzept und ganz modern.

 

Eine neue Dimension von Bio

Ganze 90 Minuten nahm sich der sympathische Neo-Weinmacher für uns Zeit. Ein Rundgang über das ausgeklügelte Anwesen zeigt, wie ernst man Bio nehmen kann.

Sogar auf Lifte hat man verzichtet. Nachdem das Anwesen in de Hang gebaut ist, wurde es über 3 Etagen errichtet. Damit fällt das aufwändige und qualitätsmindernde Umpumpen komplett weg.

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Die Trauben Annahme in der obersten Etage, auch das Rebeln und Quetschen. Danach geht’s über Schwerkraft, nach unten zur Pressebene, und dann weiter in der unterste Etage zur Gärung, zum Ausbau und Reifen. Besonders schön fand ich folgende Idee des Architekten: 3 Türen im zweiten Geschóß – hinter der Stahltüre verbergen sich die Stahltanks, hinter der Holztüre die Holzfässer, hinter der Glastüre die Flaschen. Schöne Symbolik.

Hinter der Holztüre ging es mächtig ab – es blubberte und arbeitete in den Fässern – besonders in Erinnerung bleiben wird die Fassprobe des 2018er Burgunder-Dreiers (wie ein gemischter Satz gemacht, aus Pinot Noir+Pinot Blanc+ Pinot Gris) – einfach herrlich!

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Dann gabs noch die Verkostung – die war nicht nur lecker und umfangreich, sondern auch witzig – die Etiketten sind nämlich mit besonderem Augenzwinkern gestaltet.

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Auch die Einteilung der Weine in 4 Qualitätsstufen ist ziemlich witzig, die Goed Winemakers haben sich noch nicht in das DAC eingegliedert.

  • 1- STATT TULPEN (kann man doch auch einen Wein mitbringen)
  • 2-VERBOTEN GOED
  • 3- VAN DEN BESTEN
  • 4-EXTRA GOED

STATT TULPEN:

  • )Gelber Muskateller 2018
    Unaufdringliches Muskataroma in Kombination mit Geradlinigkeit und Länge, überzeugt selbst eingesessene Muskatellerverweigerer

VERBOTEN GOED:

  •  )  Sauvignon Blanc Ried Sernau 2016
    Typizität, Finesse, Zug – schlicht und animierend ohne einen dabei anzuspringen
  • ) Sauvignon Blanc Ried Sernau 2017
    Zurückhaltende Rauchigkeit, mit Druck und kraftvoller Würze – diese Komplexität macht Freude!
  • ) Weißburgunder Ried Sernau 2016
    Wieviel Spannung und Frucht passen in einen Wein? Dieser Weißburgunder kommt der Antwort verdammt nahe
  • ) Morillon Ried Sernau 2017
    Elegante Würze nach gerösteten Nüssen und Dörrobst. Cremig und doch straff – eine Punktlandung in Burgunderform.
  • ) Morillon Ried Sernau 2016
    Fesselnd, komplex und vielschichtig, ohne dabei zu überfordern. Ein burgundisch-steirischer Allrounder mit hohem Spaßfaktor.
  • ) Morillon Ried Sernau 2015 E
    Ein Morillon, der bereits schön gereift ist, jedoch leider nicht mehr erhältlich ist.
  • ) Grauburgunder Ried Sernau 2017
    Cremig-ölige Textur mit eigener Straffheit – burgundisch, ohne seine Herkunft zu verleugnen.

VAN DEN BESTEN:

  • ) Tomo 2017 – einfach nur herrlich- 50% Chardonnay, 25% Weißburgunder, 25% Grauburgunder (ist erst seit 2 Wochen am Markt!)
    Straff und salzig mit atemberaubender Länge – diese Burgundercuvee hat noch viel vor.

VERBOTEN GOED:

  • ) Pinot Noir Ried Sernau 2016 (Leider schon aus)
    Würzig, feingliedrig, schlank mit kühler Frische – eleganter Pinot made in Styria.
  • ) Blauer Zweigelt Ried Sernau 2015 (eine der letzten Flaschen)
    Reife Kirschnoten in Verbindung mit animierender Frische – sorg garantiert für ein spannendes Trinkerlebnis.

Was wir uns merken möchten:

Warum das leise Weingut? Weil die Winemakers nicht viel TamTam machen – kaum Marketing und auch am Weingut selbst ist schwer zu erkennen, wo man eigentlich gerade ist.

Die Goedwinemakers stellen völlig auf Weißwein um, lassen nur den Pinot Noir stehen, der Zweigelt wird grad ausgerissen. Sie haben zwar noch ein paar Fläschchen davon gemacht, auch 2017er Jahrgang wird’s noch geben, aber danach ist, so wie es derzeit aussieht, Schluss damit.

Die Goedwinemakers setzen künftig noch mehr auf Sauvignon Blanc (Rebflächenvergrößerung ab 2020) und vor allem auf Burgundersorten. Der TOMO ist das Top-Produkt und somit der Flaggschiff-Wein des Hauses. Der Pinot Noir ist und bleibt ein Herzensprojekt, der Zweigelt wird wohl nicht mehr allzu lange kultiviert werden, zu hoch sind die Bio-Ansprüche. Und dann wär dann noch die Kirschessigfliege.

Seit 2017 stellen die Goedwinemakers auf Bio um, vergären ihre Weine ausschließlich spontan und verfolgen eine Low-Intervention-Philosophie. Schonende Trauben- und Weinverarbeitung mit Hilfe von moderner Kellerausstattung, das kann nur goed werden 😉

Wir sind gespannt, was da noch alles kommt – auf jeden Fall nichts für „Weinproleten“ 😉

Danke lieber Bastian Kaltenböck!

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