Gastbeitrag von C. Naue: Wie man einen Weingarten erwirbt und das erste harte Jahr.

Wir haben mit Christoph das Rieslingjahr in Krems absolviert und ihn schon im eigenen Weingarten besucht. Was wir ursprünglich wollten – hat er schon umgesetzt. Er hat einen Garten gekauft und wurde Winzer aus Leidenschaft. Seine Erfahrungen schildert er hier in einem Gastbeitrag. Danke Christoph!

Die Erfahrungen eines Hobbywinzers:

Presshaus mit Rosen

Nachdem ich bzw. mein kleiner Weingarten im nördlichen Weinviertel ja bereits im August 2018 bei den Weinguckern vorkam, darf ich mich nun selbst in einem Gastbeitrag zu Wort melden.

Ich begann unter anderem zusammen mit Alex und Günter, die ich zuvor noch nicht kannte, im Frühjahr 2018 den Winzerjahreskurs in Krems, nachdem ich bereits seit 2016 bei einem Wiener Bio-Winzer immer wieder als Lesehelfer tätig war und dort auch einmal – bei minus 7 Grad Celsius – beim winterlichen Rebschnitt mitgemacht habe und der mich, wie es ein Bekannter ausdrückte, „angefixt“ hatte.

Das brachte mich dann auf den Geschmack, all das Erlernte auf einem eigenen Versuchsfeld auszuprobieren.

Im Internet findet man durchaus ein Angebot an Weingärten.

ratsche

Das Problem ist nur: Was dort angeboten wird, sind dann meist gleich mehrere Hektar, was für mich natürlich nicht in Frage kam. Meinen Brotberuf für den Weinbau aufzugeben kann ich mir leider noch nicht leisten. Bis ich dann das Angebot für ein kleines Presshaus mit einem wunderschönen Rosenstock im Vorgarten und rund 1.600 Quadratmetern Fläche in der Nähe von Laa an der Thaya, fand (Zwingendorf, wenn es jemand auf Google Maps suchen mag, wenige hundert Meter von der tschechischen Grenze entfernt). Nun, für Wiener ist das nicht gleich ums Eck, ich wog ab, soll ich oder ist das nur verrückt…. aber nach ein paarmaligem Überschlafen griff ich zu – eigentlich ein latenter Jugendtraum, den ich mir erfüllt hatte. Inzwischen weiß ich, dass solche Flächen immer wieder auf den Markt kommen – allerdings zu 99% über Mundpropaganda im Ort und nur seltenst über Internet oder Makler. Inzwischen wäre ich ja besser vernetzt.

Von den 1.600 Quadratmetern ist derzeit überhaupt nur ein Viertel bestockt.

Aber ich merkte schnell: Für einen Wochenend-Winzer ist das erstmal genug Arbeit! Ich sah also erstmal davon ab, den Rest auch noch zu bepflanzen; derzeit nutzt es ein ortsansässiger Landwirt für Getreide- und Rapsanbau.

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Ich war spät dran mit dem Rückschnitt an Ostern 2018, aber es ging sich noch aus, bevor die ersten Knospen austrieben. Alles im Winzerkurs Erlernte wurde unmittelbar danach im eigenen Weingarten umgesetzt. Bei der Ernte, aufgrund des Klimas bereits Ende August 2018, bekam ich zunächst einen Schreck – zumindest an den ersten Stöcken, die ich erblickte, hatte ich einen enormen Ausfall durch Wespenbefall, aber ein paar Meter weiter relativierte sich das. Insgesamt war aber die litermäßige Ausbeuteallerdings weit unter dem, was ich erwartet hatte – als Faustregel hörte ich mal, ein Kilo Trauben pro Stock; da war ich aber um Eckhäuser drunter, so dass ich mich spontan entschied, in diesem Jahr noch nicht selbst zu vinifizieren, sondern den Most meinem sehr netten Weingarten-Nachbarn – der mir sowohl mit Geräten als auch mit Ratschlägen aushilft, zu überlassen.

Inzwischen habe ich zusätzlich zu den zwei Zeilen Altbestand eine dritte Zeile

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mit Jungpflanzen eingesetzt und regelmäßig gegossen (da mein Weingarten keinen Wasseranschluss hat, eine logistische Herausforderung – aber 2019 hat letztlich die Regentonne dafür ausgereicht). Nicht zu unterschätzen ist der Arbeitsaufwand des Mähens von Gras und Unkraut. Zwar sind begrünte Fahrwege – in meinem Fall eher Fußwege – „bio“ und gut für die Humusbildung, aber das Gras ist ein Wasserkonkurrent für die Weinstöcke, gerade in dieser trockenen Gegend, und muss daher kurz gehalten werden. Ich mache das ohne Traktor – nur mit einer Hand- und einer Akku-Motorsense. Mit Glyphosat & Co ginge das natürlich wesentlich schneller, aber das möchte ich aus prinzipiellen Überlegungen nicht machen.

2019 sollte dann mein erstes wirklich eigenes Jahr werden.

Rebschnitt im März, immer wieder die Anlage besichtigen, „Stamm putzen“ (also überflüssige Triebe entfernen), die Triebe in die Drähte „einstricken“, Trauben teilen, wenn ein Stock zu viel trägt, Blätter in der Traubenzone entfernen; es gibt immer genug zu tunI Inzwischen ist der Jahrgang 2019 im Keller und gärt fröhlich vor sich hin – über das Ergebnis berichte ich ein anderes Mal!

Christoph

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