Önologiekurs Modul 2, Tag 2: Unglaubliches über die burgenländischen Stare.

Der Kurstag fand ausnahmesweise in der Weinakademie Rust statt.

Wir hatten uns ein Taxi zum Ohr bestellt und holten Nicole, Ute und Hannes am Domplatz ab.

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Wir kannten uns gut in Rust aus, wir haben Aufbaulehrgang I (Weinland Österreich) auf der Weinakademie in Rust absolviert, dazu jeden Tag Mittagessen im Seehotel. Auch privat haben uns schon einige Ausflüge hier her geführt. Die Freude war groß, wieder da zu sein. Christian Prueckler nahm uns freundlich in Empfang.

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Die Räume der Weinakademie waren hell und weiß, und in unserem Schulungsraum war schön für eine Verkostung aufgedeckt. Je drei Gläser, Wasser, Gebäck. Wir wussten, was uns erwartete, und der „Noch Chef von Wein-Burgenland“ Christian Zechmeister, machte seine Sache richtig gut.

Das war die Agenda, die uns am Freitag erwartete:

  • Überblick Prädikatsweine
  • Verkostung Prädikatsweine
  • Mittagessen im Seehotel Rust
  • Treffen mit Ruster Prädikatsweinproduzenten
  • Panelverkostung „Ruster Vielfalt“ in der Weinakademie

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Christian erzählte Geschichtlichem über Rust und den Lutherwein, der mehr Wert als Gold war und es Rust ermöglichte, die reiche Freistadt zu werden,  deren süßer wunderschöner alter Ortskern noch heute zu sehen ist.

Der Geschichte zu folge, wurde 1852 der letzte Tropfen eines Süßweines von 1526 getrunken. Er war also 326 Jahre alt. Das zeigt schon, dass man Süßwein gut lagern kann.

Wissenswertes zu Prädikatsweinen:

  • Mindestens 5% Alkohol, unter 5% nennt man es angegärter Traubensaft.
  • Höchstertrag: 9000 kg/ha
  • Chaptalisation nicht erlaubt
  • Alle Prädikatsweine müssen von einem amtlichen Mostwäger kontrolliert werden.
  • ERnte mit Lesemaschinen verboten (außer Spätlese und Eiswein)
  • staatliche Prüfnummer

Endlich wurde der Rusterausbruch auch in die Kategorie der Trockenbeerenauslese eingeordnet, was dank des Ruster Circles auch höchste Zeit war.

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Je dunkler ein Süßwein, umso mehr Botrytis und umso älter ist er. Botrytis schmeckt nach Honig und Brot. Die Balance zwischen Säure und Zucker ist äußerst wichtig.

Vor der Gärung darf man zur Regulierung des PH Wertes Zitronensäure dazugeben.

Eine Traube schafft 23 °KMW, mit Botrytis aber viel mehr.

Die Verkostungsliste von Freitag Vormittag:

Suessweine

Ein Wahnsinn, was man vor dem Mittagessen so alles kosten kann – Hier sind Flight 1-3:

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Und das waren die Weine von Flight 4-6.

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Dann gabs das Mittagessen im Seefeld und einen kurzen Spaziergang. Ute und Franz machten eine Spritztour zum See.

In 4er Teams wurden wir unseren 3 Winzern zugeteilt:

  • Alex, Günter, Ute und Hannes -> Ernst Triebaumer
  • Nicole, Markus, Franz und Manfred -> Günter Triebaumer
  • Ulli, Michael, Robert und Martin -> Georg Seiler

Endlich durften wir den Godfather des Marienthal: Ernst Triebaumer persönlich kennen lernen. Wir waren schon oft am Weingut der Triebaumers und hatten schon Verkostungen mit den verschiedenen Mitgliedern der aktuellen Geschäftsführung. Aber heute hatten wir den Ex-Chef vor uns. Er holte uns mit dem Bus ab und wir trafen die anderen im Weingarten, dem letzten, in dem noch Süßweintrauben hangen.

Stare – die Monster vom Neusiedlersee

Die Stare hatten heuer ganze Arbeit geleistet. In Schwärmen hatten sie die Ruster Weinbauern um ihre Süßweinernte gebracht. Die Winzer waren um gute Ideen nicht verlegen: Honey Pots (also Felder, die sie den Staren überlassen wollten, damit sie nicht die „richtigen“ Felder leerfraßen), Drohnen, Jäger, Netze. Alles hatten sie versucht. Nachdem aber Stare 20 Jahre und älter werden, können sie viel lernen und viel Wissen an ihren Nachwuchs weitergeben. Heuer hatten sie gelernt, die blauen Starschutznetze aufzubrechen. Die Stare hielten oben auf, ein Star schlüpft rein, pickt die Trauben ab, sie fallen zu Boden und dort können dann alle in Ruhe fressen.

Auch die Methodik, wie sie sich der Raubvögel entledigen ist eigentlich genial: Der Schwarm (besteht schon mal aus mehreren zehntausenden Vögeln) erhebt sich über den Angreifer. Ein Star pfeift – und auf dieses Kommando bewerfen alle den darunterliegenden Feind mit Kot. Das Gefieder des Raubvogels verklebt und er stürzt ab oder muss landen und zieht von dannen. Unglaublich oder?

Nun – so bewundernswert die Leistungen der Tiere sind, so traurig und schrecklich ist das Ganze für die Ruster Weinbauern und den Ruster Ausbruch. Günter Triebaumer muss es ganz schlimm erwischt haben und viel dürfte es heuer von dem edlen teuren Getränk nicht geben. Schlimme Sache.

Dann trennten wir uns und jedes Team fuhr mit seinem Winzer zu dessen Weingut. Professionell und routiniert zeigte uns Ernst Triebaumer den Keller des Weinguts.

Gespickt mit Witzen erzählte er Geschichten und historischen Details über seine Familie und  das Weingut. Langsam arbeiten wir uns zum Verkostungstisch vor. Da standen wir schon einmal. Oder zweimal.

Das war die Verkostungsliste:

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Und so das ganze in echt aus:

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Ernst Triebaumer erzählte die Geschichte, wie der Mariental zum damals besten Wein gekürt wurde und wie man liest, ist der Mariental 2016 auch der Wein 2020 (Gault & Millau). Wie gerufen kam Frau Triebaumer auch dazu, die den Marienthal damals nach Wien gebracht hat.

Zum Abschluss wollten wir von Herrn Triebaumer noch hören, wie er unseren Wein weiter ausbauen würde. Hannes hatte ja ein Barrique zur Verfügung und hatte uns angeboten, alle 3 unserer Weine gemeinsam in das Fass zu geben und gemeinsam weiter reifen zu lassen. Wir beschrieben die 3 Weine und Ernst Triebaumer gab uns den Tipp – den Spontanen weiter alleine zu vergären, mit dem hohen Zuckeranteil war er ein zu hohes Risiko für den weiteren Verlauf. Die beiden anderen würde er mischen und gemeinsam weiter verarbeiten. Was wir leider nicht erwähnt hatten: Die geringen Mengen, die wir zur Verfügung hatten.

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Zurück in der Weinschule gabs noch die Panelverkostung „Ruster Vielfalt“ moderiert von Georg Seiler und Günter Triebaumer, die im Laufe der Zeit immer mehr aufblühten und sich zu einem kabarettistischen Duo entwickelten. Sie vermittelten sehr unterhaltsam ihre Einblicke in die Welt der Süßweinproduktion.

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Es gab nochmal jede Menge Weine zu kosten und zu besprechen:

Diesmal gabs kein Abendessen, nach einer kurzen Regenerationspause im Hotel und am Zimmer wollten wir uns mit den anderen in der Selektion treffen und um 19:30 waren wir alle wieder beisammen und tranken nochmal ein paar Flaschen Wein. Was für ein Tag.

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