Jois
Weil das Essen im Birkenhof soo gut war, blieben wir noch zum Mittagessen. Es gab Lachsforelle mit Eierschwammerlrisotto für Günter und weiß/grünen Spargel mit Rohschinken und Sauce Hollandaise für mich. Um 13:00 stand Gabi vor der Tür und es ging weiter nach Jois. Wir hatten die Pension Pasler-Bäck gebucht. Von wegen Pension: Der Pasler-Bäck ist ein Seminarhotel mit 150 Betten, das hatten wir nicht erwartet.
Gastfreundschaft hat einen Namen: Pasler-Bäck
Und auch nicht diesen Mega-Empfang. Also wie die einen freundlich aufnehmen, das haben wir noch nicht erlebt. Das Pasler-Bäck ist nicht das modernste Hotel und es hat auch keine 4 Sterne, aber diese Gastfreundschaft sucht ihresgleichen.
Der Innenhof war voll mit jungen Leuten, es fanden gerade mehrere Seminare statt und man schickte uns in die Gaststube zum Check-In. Die kleine Rezeption war direkt neben der Schank und nachdem kurz und zügig die Formalitäten erledigt waren, wurden wir schon mit einer Speckplatte verwöhnt. Nachdem man darauf bestand, dass wir ein Glasl vom „Lieblichen“ trinken, und das obwohl lieblich nun so gar nicht meines ist, konnte ich einfach nicht „Nein“ sagen.
Und ich sags euch, den beiden Damen (der Chefin und ihrer Schwester) kann man gar nichts abschlagen. Und zu meiner Schande muss ich gestehen: Jetzt mag ich auch die Lieblichen. Der war tatsächlich gut. Der Winzer des Weinguts steht hinter dem Tresen und ließ uns gleich ein paar seiner Weine kosten. (Dem kann man übrigens auch nichts abschlagen) Auch wenn wir uns gern zurückhalten wollten, die Verkostung des Tages war ja beim Hillinger geplant (wir wussten ja gar nicht, dass die Pension gleichzeitig ein Weingut war), wie soll man da Nein sagen?
Verkostungsliste Pasler-Bäck
- Muskat Ottonel 2014 süß (überraschend gut!)
- Pinot Noir 2015 weißgepresst süß (sehr ungewöhnlich)
- Blauer Burgunder 2014 trocken
- Cabernet Sauvignon 2012 barrique
Nach 4 Kostproben rissen wir uns los, checkten am Zimmer ein und rasteten uns ein wenig aus. Immerhin hatten wir schon gefrühstückt, zu Mittag gegessen, Weine verkostet und mussten noch Weine verkosten. So ein Tag kann ganz schön anstrengend werden. Und immerhin waren es zum Hillinger auch noch 30 Minuten zu Fuß und es war ziemlich heiß. (Ausnahmsweise hatte uns mal nicht der Regen verfolgt)
Beim Hillinger
Angeblich hat er selbst gesagt, er habe so viele Feinde, er könnt ein paar abgeben. Wir können bestätigen, dass egal wo man den Namen Hillinger nennt, Kritik kommt. Kritik an der neuen Architektur, die er ins Land gebaut hat, Kritik wegen der armen Ziesel, die wegen ihm ausweichen müssen, Kritik am Sonnensegel, dass die Vögel stört, Kritik über den Wein, den er wo anders abfüllen lässt und dass er seinen Wein angeblich gar nicht selber macht.
Nun, wir waren dort, wir haben es gesehen, wir haben seinen Wein getrunken und uns ist die Kritik egal. Uns hat es dort gefallen. Und die Ziesel schauen ziemlich fröhlich aus.
Schon beim Aufstieg auf den HILL haben wir die vielen Ziesel bemerkt, die die ganze Zeit herum zieseln. Der Anstieg war ziemlich steil, in den letzten Tagen hatten wir das Burgenland ja nur flach und flach und nochmals flach erlebt. Sogar der Andreasberg war eigentlich flach. Der Hillinger war tatsächlich fast auf einem Hügel.
Wir freuten uns, dass wir am Rückweg bergab gehen würden. Die Architektur des Gebäudes war beeindruckend. Über eine Treppe gings hinauf in den modernen Verkaufsraum und eine Praktikantin empfing uns mit einem Glas Schaumwein. Sie und Klaus, ein Marketingmitarbeiter führten uns herum. Es ging durch den eleganten Eventraum, den man auch für Hochzeiten buchen konnte, hinaus in ein Atrium, das um einen Altar, (einem Stonehenge-Stein), angelegt war. Noch weiter oben, bei der Rebschule, wo neuen Techniken gegen Wind ausprobiert wurden, hatte man einen wunderbaren Blick übers Land.
Es ging wieder hinunter zu den Weinkellern. Am Eingang parkte der neue Traktor. Wir gingen durch die Weinkeller, mit den rot bemalten Weinfässern, und wieder hinauf in den Verkaufsraum.Wir durften 6 Weine zum Verkosten auswählen. Zugegeben, es war die einzige Verkostung mit Limit, aber 6 Weine waren erfahrungsgemäß auch wirklich genug. Der nette Sommelier legte noch einen drauf – einen Sangiovese. Ganz was Feines.
Verkostungsliste Hillinger:
Was wir hier gelernt haben: Terroir Weine sind Einzellagen. Beim Hillinger wächst im ältesten Weingarten der Pinot Blanc. Die Flaschen mit Schrauber beinhalten Weine aus dem Tank, die Weine mit Kork jene aus dem Barrique. Auf den Reinsortigen steht Hillinger, auf den Cuvees steht HILL. Natürlich mit umgedrehtem LL, das hat er sich ja schützen lassen. Ab 99€ bestellt man ohne Versandkosten.
- Blan de Noir 2015 (Weißwein aus Pinot Noir, diesmal aber trocken) mein Favorit!
- Gelber Muskateller 2015 (Tank)
- Pinot Blanc Terroir 2014 (Fass) – die Weißen aus dem Fass sind noch nicht meine Freunde
- Zweigelt 2014 (Tank)
- Pinot Noir Terroir 2014 (Fass)
- Blaufränkisch Terroir 2014 (Fass)
- Sangiovese 2015 – hell, wenig Tannin, viel Frucht. Lecker. Günters Favorit.
Den Berg runter gings wieder nach Jois, wir wollten noch schnell was essen, Österreichs erstes EM Spiel stand um 18:00 auf dem Programm. Wir kehrten auf 2 gebackene Käse ein und ein Glas Pinot Noir, das sich mit dem vom Hillinger nicht vergleichen ließ. Dann drehten wir auch schon im Hotel den Fernseher auf, wir brauchten eine kurze Pause vom Essen und Trinken.
Nunja, wenn wir das gewusst hätten. Wir mussten uns recht ärgern (wer es nicht mehr weiß, wir spielten gegen Ungarn) und drehten dann auch rasch wieder ab. Eigentlich hatten wir noch vor, uns dem gemeinschaftlichen Public Viewing vom Pasler-Bäck anzuschließen. Nachdem es aber nichts mehr zu Feiern gab, blieben wir am Balkon und beobachteten die unzähligen Schwalben und Mauersegler beim Füttern Ihrer Jungen.